Hühnerverhalten
Auf dieser Seite wird ein allgemeines Bild davon gezeichnet, wie sich Hühner typischerweise in einer Gruppe verhalten. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass dieses Verhalten nicht auf jedes einzelne Huhn oder jede Gruppe zutreffen muss. Durch Zuchtmethoden und menschliches Eingreifen haben sich viele Hühner in ihrem Verhalten etwas von ihren ursprünglichen, natürlichen Instinkten entfernt. Dennoch werden Hobbyhalter viele der hier beschriebenen Verhaltensweisen bei ihren eigenen Tieren wiedererkennen.
Gruppenbildung und Verhalten
Hühner leben am liebsten in kleinen Gruppen mit meist einem Hahn als Anführer. Diese Gruppenbildung dient dem Schutz vor Fressfeinden. Ihr Verhalten ist nicht mit dem Rudelverhalten von z. B. Wölfen zu vergleichen. Dennoch herrscht innerhalb einer Hühnergruppe eine gewisse Struktur und Zusammenarbeit. So ruft ein Hahn seine Hennen, wenn er Futter findet – ähnlich wie eine Glucke ihre Küken zu sich ruft.
Hühner imitieren einander oft: Wenn eines zu fressen beginnt, folgen die anderen meist automatisch. Der Hahn hält die Gruppe zusammen, „verspricht“ Futter und warnt bei Gefahr, etwa vor Greifvögeln. In freier Wildbahn zieht sich ein brütendes Huhn zurück und kehrt erst mit den geschlüpften Küken in die Gruppe zurück. Die jungen Hähne werden später aus der Gruppe verstoßen und suchen sich dann als Einzelgänger eine eigene.
Die Hackordnung
Hühner leben nach einer sogenannten Hackordnung, in der jedes Tier seinen festen Platz in der Rangfolge hat. Diese Hierarchie wird selten durch ernsthafte Kämpfe ausgefochten – im Gegensatz zu echten Rudeltieren. Selbst in größeren Gruppen wissen Hühner genau, wer über oder unter ihnen steht. Diese Rangordnung zeigt sich sogar an den Schlafplätzen auf der Stange.
Obwohl der Hahn als Anführer gilt, ist es in der Praxis oft eine ältere Henne, die bestimmt, wohin sich die Gruppe bewegt, während der Hahn folgt. Unter Hennen kommt es manchmal zu kleinen Kämpfen, die jedoch meist harmlos und schnell vorbei sind.
Mehrere Hähne in einer Gruppe funktionieren nur, wenn sie zusammen aufgewachsen sind und genügend Platz haben. Der Alphahahn duldet andere Hähne nur am Rand des Reviers und fern von den Hennen. Oft bilden sich kleine Untergruppen mit je einem Hahn, die sich tagsüber aus dem Weg gehen, aber nachts gemeinsam im Stall schlafen.
Aggression und Überzüchtung
Nicht alle Hühner sind freundlich. Manche zeigen sehr aggressives Verhalten, besonders wenn sie neu in eine bestehende Gruppe kommen. Dieses Verhalten wurde zum Teil über Jahre durch Zucht verstärkt. Neuzugänge werden oft angegriffen, es sei denn, sie verhalten sich völlig unterwürfig.
Hühner reagieren empfindlich auf sichtbares Blut – was Angriffe verschlimmern kann. Aus diesem Grund werden in der industriellen Tierhaltung häufig die Schnäbel gekürzt.
Intelligenz der Hühner
Hühner sind klüger als man denkt. Sie erkennen Ursache und Wirkung und passen ihr Verhalten an verschiedene Situationen an. Schon im Ei kommunizieren Küken mit der Mutter über Pieptöne und leises Gackern.
Jedes Huhn hat eine eigene Persönlichkeit und reagiert unterschiedlich auf den Halter. Was Hühner lernen, geben sie an ihre Küken weiter. Ihr Verhalten wird durch grundlegende Instinkte wie Nahrungssuche, Fortpflanzung, Sicherheit und Brutpflege gesteuert. Manche Hühner sind neugierig und lernfreudig, andere bleiben vorsichtig. Die Art und Weise, wie ein Huhn aufwächst, beeinflusst sein späteres Verhalten maßgeblich.
Die Bedeutung des Scharrens
Scharren ist für Hühner essenziell – körperlich wie geistig. Hühner sind es gewohnt, den ganzen Tag über kleine Mengen zu fressen. Daher sollte Futter über den Tag verteilt angeboten werden. Nur einmal täglich zu füttern, reicht nicht aus und kann zu Gesundheitsproblemen oder Verhaltensstörungen wie Federpicken führen. Ausreichend Platz und Abwechslung im Lebensraum sind entscheidend für ihr Wohlbefinden.
Fluchtverhalten und Kommunikation
Hühner sind Fluchttiere. Selbst ein mutiger Hahn, der im sicheren Gehege imponiert, wird draußen meist fliehen, wenn Gefahr droht. Nur Glucken mit Küken verteidigen sich heftig.
Bei Bedrohung geben Hühner unterschiedliche Laute von sich – je nach Richtung der Gefahr. Diese Warnrufe sind charakteristisch und werden nicht immer von der gesamten Gruppe übernommen.
Sehvermögen, Farbe und Auswahl
Hühner können Farben sehen und reagieren besonders auf Rot. Ein leuchtend roter Kamm bei einer Henne signalisiert Fruchtbarkeit und zieht den Hahn an. Ist der Kamm blass, zeigt er weniger Interesse. Umgekehrt erkennen auch Hennen die Vitalität eines Hahns am Farbton seines Kamms. Diese Anziehung zu Rot kann auch problematisch sein – verletzte oder blutende Hühner werden manchmal totgepickt.
Tipps für Hobbyhalter
Ein einzelnes Huhn zu halten, funktioniert in der Regel nicht – mindestens fünf Hühner sollten es sein. Setze niemals einfach einen neuen Hahn in eine bestehende Gruppe. Neue Hennen sollten immer mindestens zu zweit eingeführt werden.
Trenne sie zunächst einige Tage räumlich ab, aber so, dass Sichtkontakt besteht – so können sich die Tiere aneinander gewöhnen.
Notfalls hilft es, die Gruppe leicht mit einem Gemisch aus Wasser und Essig zu besprühen, um Gerüche zu überdecken.
Setze keine Küken oder Hennen mit Küken in eine bestehende Gruppe – sie werden fast immer angegriffen. Neue Tiere sollten idealerweise abends gemeinsam mit der alten Gruppe auf die Stange gesetzt werden – so gelingt die Eingliederung meist am besten